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ENTWICKLUNG & KONSTRUKTION

03.01.2021 | Entwicklung & Konstruktion

DER EINFLUSS DER FRÜHEN PHASEN BEI ENTWICKLUNGSPROJEKTEN - TEIL 4/5


Schwammige Ziele ergeben schwammige Lösungen

Nachdem wir im letzten Beitrag darauf eingegangen sind, wie methodengestützt ein gemeinsames Projektverständnis aufgebaut wird, beschäftigen wir uns heute mit der Erstellung einer Anforderungsliste. Die Anforderungsliste gilt als das wichtigste Dokument in der Produktentwicklung und besitzt einen sehr informativen Charakter. Sie wird während des Entwicklungsprozesses immer wieder angepasst und enthält alle wichtigen Informationen für die Produktentwickler.

Das Erstellen einer Anforderungsliste


Bei der Erstellung einer Anforderungsliste werden in der Regel drei Stufen durchlaufen. Im ersten Schritt muss analysiert werden welche Anforderungen überhaupt an das Produkt gestellt werden. Dabei helfen Checklisten, Kundenbefragungen und Gespräche mit der Marketingabteilung. Checklisten sind einer der wichtigsten Helfer bei der Erstellung einer Anforderungsliste, weshalb eine beispielhafte Checkliste in unserem Downloadbereich zur Verfügung gestellt wird.

Das Vorgehen

  1. Ermittlung von Anforderungen
  2. Quantifizieren der Anforderungen
  3. Priorisieren der Anforderungen

„Anforderungen kosten Geld“

Bei der Ermittlung von Anforderungen ist immer zu beachten, dass mit der Formulierung gewisse kosten verbunden sind. So ist es sinnvoll zu Beginn beispielsweise Toleranzen weiter zu fassen und im Verlauf, falls nötig, zu verfeinern. 

Je nach Branche und Produktart müssen zudem unterschiedliche Gesetze und Richtlinien beachtet werden. Es ist durchaus ratsam bei der Anforderungsermittlung interdisziplinär mit verschiedenen Abteilungen zusammenzuarbeiten, um das Entwicklungsziel von allen Seiten zu beleuchten. Um die Übersichtlichkeit der Anforderungen zu bewahren, wird empfohlen die Anforderungsliste beispielsweise nach den Lebenslaufphasen zu gliedern.

Nachdem die Anforderungen ermittelt wurden, müssen diese in den meisten Fällen noch weiter detailliert werden. Im Vergleich zur vorherigen Phase, in der die Aufgabenstellung qualitativ geklärt wurde, besteht nun das Ziel, die Anforderungen so quantitativ wie möglich zu definieren. Zudem muss bei der Formulierung der Anforderungen darauf geachtet werden, dass diese lösungsneutral und positiv formuliert werden. Die lösungsneutrale Beschreibung ist dabei einer der wichtigsten Restriktionen, da bei nicht Beachtung der Lösungsraum im Konzeptprozess stark eingeschränkt wird. 


Sind alle Anforderungen ermittelt und quantitativ beschrieben, werden im letzten Schritt die Anforderungen gewichtet. Dabei wird zwischen Festforderungen, Bereichsforderungen, Zielforderungen und Wünschen unterschieden. Die Priorisierung ist dabei entscheidend für die spätere Bewertung der Konzepte und sehr hilfreich, um Informationen schnell und richtig einzuordnen.

„Schwammige Ziele ergeben Schwammige Lösungen“

Je spezifischer und detaillierter die Anforderungen in dieser Phase formuliert werden, desto weniger Iterationsschleifen werden im weiteren Entwicklungsprozess benötigt. 

Getreu des Titels dieser Wissensreihe ist es sinnvoll, für die Erstellung der Anforderungsliste genügend Zeit einzuplanen. Hierdurch können teure Iterationsschleifen und unnötige Doppelarbeit in den späteren Phasen vermieden werden. Zudem sind bei der Erstellung der Anforderungsliste zeitintensive Recherchen notwendig, um quantifizierte Anforderungen festhalten zu können.

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