WISSEN


ENTWICKLUNG & KONSTRUKTION

29.11.2021 | Entwicklung & Konstruktion

DER EINFLUSS DER FRÜHEN PHASEN BEI ENTWICKLUNGSPROJEKTEN - TEIL 1/5


Einordnung der frühen Phasen im Entwicklungsprozess

Jedes Entwicklungsprojekt ist genauso einzigartig wie das Produkt, welches am Ende entsteht. Demzufolge ist es nicht möglich den Produktentwicklungsprozess in jedem Fall auf allen Ebenen zu vergleichen. In Abhängigkeit der Branche, des Produktes und der Unternehmensstrategie kommen unterschiedliche Ansätze zum Einsatz. Beispielsweise wird in der Software-Entwicklung in den meisten Fällen auf das V‑Modell zurückgegriffen und sich an der Scrum-Methode bedient. In der Produktentwicklung stehen je nach Branche ebenso unterschiedliche Vorgehensmodelle zur Auswahl, wobei beispielsweise in der Automobilbranche der Ablaufplan nach VDI-4.3 häufig Anwendung findet.


Es ergeben sich in vielerlei Hinsicht Gemeinsamkeiten in Bezug auf den Ablauf des Entwicklungsprojektes. Dabei sind gerade die frühen Phasen entscheidend für den geplanten Entwicklungserfolg. Um das Risiko des Scheiterns zu minimieren, stehen unterschiedliche Methoden und Verfahren zur Verfügung, welche in dieser Wissensreihe vorgestellt werden. Um die Übersichtlichkeit im weiteren Verlauf zu bewahren, wird dabei nicht weiter auf Management- oder organisatorische Aktivitäten während des Entwicklungsprozesses eingegangen.

Im ersten Beitrag wird der Entwicklungsprozess in Anlehnung an das allgemeine Produktentwicklungsmodell nach VDI 2220 vorgestellt und darauf aufbauen die frühen Phasen hervorgehoben. Im zweiten Teil wird spezifisch auf den Zielkonflikt zwischen den Einflussmöglichkeiten auf das Produkt und dem entgegenstehenden Kostenaufwand für Änderungen an dem Produkt eingegangen. Hieraus abgeleitet, werden in den letzten drei Teilen Methoden vorgestellt, um kostenintensive Produktanpassungen in späteren Projektphasen zu vermeiden.

Einordnung der frühen Phasen im Entwicklungsprozess


Nachdem die Schritte der Geschäfts- und Produktplanung durchlaufen wurden, wird der Produktentwicklungsprozess durch die Produktidee initiiert. Daraufhin besteht in der ersten Phase, dem Projektdefinitionsprozess, das Ziel, ein gemeinsames Produkt-, Problem- und Lösungsverständnis innerhalb des Entwicklungsteams zu erarbeiten. Im anschließenden Konzeptprozess besteht das Ziel verschiedene Konzepte zu erarbeiten und das potenziell erfolgreichste auszuwählen. Die Detaillierung dieses Konzepts steht in den darauffolgenden Prozessen im Fokus. Neben der reinen Produktentwicklung wird der Prozess durch weitere Aktivitäten entlang des Produktlebenslaufs beeinflusst, sodass sich Wechselwirkungen ergeben, welche nicht vernachlässigt werden dürfen.



Als frühe Phasen werden hierbei der Projektdefinitionsprozess als auch der Konzeptprozess bezeichnet, wobei die Einflussmöglichkeiten innerhalb des Projektdefinitionsprozesses weitaus größer sind. In dieser Phase stehen die Klärung der Aufgabenstellung, die Erstellung einer Anforderungsliste und die Identifikation von Entwicklungsschwerpunkten im Vordergrund. Dabei werden die Weichen für ein erfolgreiches Produkt gestellt, weshalb die beschriebenen Wechselwirkungen schon hier eine dominierende Rolle einnehmen. Innerhalb der Aktivitäten entlang des Entwicklungsprozesses verstecken sich zudem weitere Wechselwirkungen zwischen dem Produkt und der Gesellschaft, den potenziellen Kunden, der Umwelt, und weitere Beziehungen, die von gleicher Relevanz sind. Dabei ist jedoch der Informationsgrad zu Beginn des Projektes meist gering, wohingegen der Einfluss auf das Produkt am größten ist. Dementsprechend besteht das Ziel in den frühen Phasen mit der Hilfe von geeigneten Methoden ein fundiertes Produkt- und Marktverständnis aufzubauen.

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